Bereits am dritten Wandertag kam der Moment, an dem ich alle Entscheidungen meinte zu bereuen.
Ich weiß nicht ob es die Tatsache des schweren Rucksacks war, denn ich könnte ihn ja leichter machen wenn ich das wirklich wollen würde. Einfach meine Luxusartikel heim schicken. Doch im vermeintliche Sicherheit aufgeben war ich noch nie gut…
Oder ob es der Wald war, der meinen Gedanken, Ideen und Herzwünschen keine Steine in den Weg gelegt hat?
Denn weißt du warum die Menschen den Wald so lieben?
Weil sie dort sein dürfen wie sie sind.
Der Wald bewertet nicht.
Er hat keine Meinung und kein Urteil.
Er ist still und ohne Vorurteil.
Er lässt dich sein wie du bist.
Wenn du meinen Fahrtenbericht Teil 1 noch nicht kennst, solltest du hier beginnen: KLICK
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Übersicht Bohusleden Windschutzhütten: KLICK
Durch die gute Wegmarkierung konnte ich mich meinen Gedanken also hingeben ohne mich zu verlaufen.
Was ich natürlich trotzdem tat^^
Willst du wissen warum? Manche Kasper stellen umgestürzte Wegweiser auf die andere Seite der Weggabelung…
Die Idee oder ein Traum kann sich aus der Ferne vollkommen richtig anfühlen. Doch wenn er dann gelebt wird, kann er sich verändern und zeigen, das es etwas anderes ist das gebraucht wird. Die Wurzeln, das Fundament des Traums bleibt dabei unberührt. Doch die Blüten, Blätter und Früchte dürfen andere sein als es vorher gedacht war.
Ich brauche kein Wandern über drei Monate am Stück. Keine 2500 Kilometer. Keine Anerkennung für diese Art der Leistung.
Von mir nicht und nicht von Außen.
Das konnte ich nur schwer akzeptieren und mit mir im Guten vereinbaren.
Weil ich Planänderungen nicht ausstehen kann. Weil ich es weiterhin eine spannende Sache finde drei Monate am Stück zu wandern, auch wenn es im Moment nicht das Richtige für mich ist.
Weil ich schon so viel Geld ausgegeben habe basierend auf diesen drei Monaten ohne Unterbrechung.
Und weil ich mich mit meinem Ego besser auskenne als mit meinem Herzen.
Auch jetzt, Wochen nach diesen Gedanken, habe ich es noch nicht vollkommen akzeptiert das ich nicht der Mann für 3 Monate Wildnis bin. Viele Gedanken und Emotionen ringen täglich um ein Ergebnis miteinander um dieses Thema endlich zu beenden.
Ich saß da also im Wald an einer Schutzhütte und aß mein Frühstück. Wusste genau was richtig gewesen wäre und hatte keine Möglichkeit mehr es genauso zu tun.
Stimmungstief? Ich fands mehr einen Stimmungsmarianengraben.
Da ich nicht zum ausrasten neige und Bäume beleidigen auch nicht wirklich hilft. Ausser das es mich wahrscheinlich zum lachen gebracht hätte. Was wiederum gut gewesen wäre, bin ich halt trotzig geworden.
Forchert, du Idiot. Jetzt haste den Salat.
Nur Shit im Rucksack und einen falschen Plan ausgedacht.
Genussvolles langsamen Wandern hast du nicht drauf.
Dann baller jetzt halt den Weg zu Ende. Machste aus 18 Tagen 14 und der schwere Rucksack ist halt dein Problem. Du willst ein Ipad zum lesen, eine Solarzelle für immer Strom und trotzdem noch eine Powerbank? Wie du meinst. Sieh zu.
Du willst ballern, kannste haben.
Meine Gedanken ließen sich natürlich nicht aufhalten.
Denn ich wusste ja nun was ich brauche und was nicht. Doch die Lösung fehlte.
Diese zu finden, dabei half mir sicher die Natur.
Die mich so oft Dankbar sein ließ für meine Entscheidung.
Mein Weg führte durch Urwald der so wachsen durfte wie es seine Art war und dunklen Gedanken nicht die Tür aufmachte.
Vorbei an Dörfern und vorbei an einsamen Häusern. Vorbei an Briefkästen ohne Häuser.
Wege hinauf und hinab, die mich so forderten das da überhaupt keine Kraft blieb, um sich Gedanken zu machen.
Manchmal so voller Erschöpfung, das ich meinte der Marathon Mann mit dem Hammer hätte 8x vorbeigeschaut. Doch ging es immer weiter.
Der neue Plan setzte sich Stück für Stück weiter zusammen.
Angefangen hab ich damit meine Möglichkeiten zu sortieren.
1. Aufhören und nach Hause fahren.
2. Den Plan mit Gewalt durchziehen.
3. Die Möglichkeiten herausfinden, um das was ich brauche umzusetzen, in der Situation die ich halt nun habe.
Möglichkeit 1 war sofort raus. Da das Fundament der Idee, Schweden, Natur erleben und über mich lernen weiterhin Bestand hatte.
Möglichkeit 2, zu welchem Preis und mit wie viel Freude wär ich am Ende wirklich für mich heimgefahren?
Also entschieden, die 3 wirds.
Was ich brauchte war ein sicherer Hafen. Ein Ort an den ich zurückkehren kann. Ob nach einem Tag, einer Woche oder auch drei Wochen in der schwedischen Wildnis. Das Gefühl über drei Monate völlig frei irgendwo in der Welt zu sein – ohne Hafen, bei Regen und Erschöpfung. Kälte und Hunger. Das war es nicht. Das wäre mir eine nervenzerstörende Qual.
Es gibt Menschen die gehen darin auf und leben dafür. Ich dachte es ist auch mein Weg. Ist es nicht. Noch nicht.
Denn Ich finde es mächtig und erstrebenswert das zu können. Doch ist diese Zeit und nötige Kraft noch nicht für mich gekommen.
Es bleibt die selbe Richtung. Doch in anderer Farbe.
In meiner Farbe zu dieser Zeit.
Das abstruse oder bemerkenswerte an diesen Gedanken war, das sie nicht neu für mich waren. Als die Gedanken gedacht waren, wusste ich genau das es schon immer so war. Manches wusste ich wirklich schon vorher, kann ich in meinem Tagebuch nachlesen wenn ich wieder daheim bin. Anderes zeigte sich durch seine Leichtigkeit des Gedankens das es schon immer wahr war.
Als Herzensmensch, der verlernt hat auf dessen Stimme zu hören und stattdessen den Kopf als Herrscher auserkoren hat, traute sich nun eben dieses aufgrund der neu gedachten Gedanken wieder lauter zu flüstern. Manchmal meinte ich sogar es sprechen zu hören und das es froh sei, das ich nun endlich wieder zuhöre.
Herauszufinden was nun Herz und was Kopf ist, gehört zu meinen täglichen Anstrengungen und noch oft versteh ich alles falsch.
Vollkommen falsch.
Was mir bei den Lösung der größten Entscheidungen geholfen hat war immer die Frage:
Fühlt es sich leicht an? Dann ist es wahr.
Fühlt es sich schwer an? Dann ist es eine Lüge.
Nun war ich froh Solar, Ipad und Powerbank dabei zu haben.
Denn ohne dieses Internet hätte ich meinen neuen Plan nicht auf seine Machbarkeit prüfen können.
Einen sicheren Hafen suchen.
Hostels, Hotel, Campinplätze, alles wurde in allen Regionen geprüft.
Ergebnis. Zu teuer oder nichts mehr frei.
Was folgte? Klar, Stimmungstief…
Final wurde es airbnb. Auch hier war kaum noch etwas zu finden. Besonders ohne KFZ und wenn eine gute Anbindung über die öff. Verkehrsmittel nötig ist.
Im Juni würde ich also in den Schären von Stockholm vor Anker sein und für meine Ausflüge, Reisen und Abenteuer auslaufen und heimkehren.
„Genuss tritt an der Grenze zwischen Langeweile und Angst auf, wenn die Herausforderungen sich mit der Fähigkeit eines Menschen, sie zu meistern, die Waage halten“.
Mihaly Csikszentsmihalyi
Mit diesem Plan in der Tasche lief ich nun freier durch die wunderbare Natur. Die immer wunderbar ist. Nur manchmal bin ich nicht in der Lage da wahrzunehmen.
Es war weiterhin hart. Körperlich besonders nach einem Einkauf mit Lebensmitteln für sieben Tage. Auf Asphalt schienen meine Füße mich anzuschreien was für ein Vollidiot ich doch bin… Ich hielt mir die Ohren zu und setze einen Fuß vor den anderen.
Meinen Geburtstag feierte ich an einer der wie ich finde schönsten Orte auf dem gesamten Bohusleden.
Einer Windschutzhütte am Säveleken.
Mit einem kleinen Geburtstagstisch, Kerze, Konfetti und Schingeling.
Das erste Mal nach Tagen ein Apfel.
Kekse am Abend mit Musik auf den Ohren auf einem Steg mit Blick auf die versinkende Sonne.
Schmerzen zählen dann nicht mehr. Gedanken wirken lächerlich und Ängste, die niemals welche waren, als böser Traum.
Den letzten Teil zum Bohusleden kannst du hier lesen: KLICK
Faktenseite zum Thema Anreise/Abreise, Karten, Einkaufen usw.: KLICK
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Vielen Dank für deine Zeit.
Hejdå & maktub
alexander
Das Ende vom Bohusleden. Ankunft in Strömstad und Reise in den sicheren Hafen. Darum geht es im letzten Teil.
Teil 3/3.
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