Perfektion ist langweilig.
Perfektion ist Lähmung. (Winston Churchill)
Wikipedia schreibt zum Stichwort „Perfektion“: Es ist ein Zustand, der sich nicht noch weiter verbessern lässt. Vollkommene Befriedigung und Zufriedenheit. Fehlerfrei und vollendet. Unnötig einer weiteren Veränderung.
Ein Stadium, in dem es keinen Grund mehr gibt von Abenteuern zu träumen. Bis ans Ende der Welt zu schauen und noch weiter, als es der Blick des Menschen jemals könnte.
In diesem Artikel soll es darum gehen, welche Hürden jeder Läufer hatte, bevor er begonnen hat und welche Tricks es gibt, um dann doch einfach anzufangen.
An dieser Stelle rudere ich gleich ein Stück zurück, da die ein wenig provokante Überschrift „laufe falsch, aber bitte sofort“ doch eingeschränkt werden muss. Natürlich sollst du nicht falsch laufen im Sinne davon, dass du dich verletzt oder waghalsige Experimente durchführst, die dir nicht helfen, das Laufen zu lieben.
Ich möchte darauf hinaus, dass der wichtigste und immer der schwierigste Schritt, das Anfangen ist. Jeder von uns hat unterschiedliche Mauern und Ängste in seinen Gedanken, um mit etwas, vielleicht sogar seiner Leidenschaft, nicht zu beginnen. Probleme hin und her zu wälzen, alles zu analysieren.
Und dann ist da ja noch das „ja aber“ und das „was wäre wenn…“
Ich selbst bin ein Meister dieser Gedanken.
Die Angst, loszulegen und dann nicht perfekt zu sein und womöglich Fehler zu machen.
Sie hält von so vielen Leidenschaften ab. Auch vom Laufen.
Wirkliche Klassiker sind diese Ausreden:
- Ich kann keine 5min am Stück laufen. Anfangen lohnt daher nicht.
- Ich werde niemals wirklich gut sein oder einen Lauf gewinnen.
- Es regnet und es ist kalt.
- Ich sehe so doof aus beim laufen.
- Ich habe keine Laufkleidung.
- Was sollen denn die anderen denken, wenn ich kurz gehen muss.
- Laufen macht eh die Knie kaputt.
- Für mich bringt das nichts. Ich habe kein Talent zum laufen.
- Laufen ist viel zu teuer.
- Es bringt mir nichts.
- Und noch so viele mehr…
Denk nicht darüber nach, warum du es nicht tun solltest. Stell dir vor, wie es dich und dein Leben vielleicht verändern kann.
Die Grübelei warum es nicht geht, kostet auf Dauer mehr Kraft und Freude, als den ersten, den schwersten Schritt zu tun, es einfach zu versuchen. Nach den berühmten 21 Tagen, nachdem „Dinge“ zur Gewohnheit und vom Geist und Körper angenommen werden, kannst du immer noch für dich entscheiden, dass du das Laufen nicht liebst, dich dafür aber zum Schwimmen hingezogen fühlst. Das ist gut, worauf wartest du? Du hast etwas Neues, dass Du ausprobieren kannst.
Du musst nichts können, um zu laufen!
- Vergleiche dich nicht mit anderen. Jeder fängt irgendwann an irgendeiner Stelle an. Der eine mit mehr Talent für dies und der andere mit mehr für das. Aber beide haben das gleiche Bestreben, mit Leidenschaft für sich der Beste zu sein.
- Denke nicht darüber nach, was andere Läufer über dich denken könnten. Ärgere dich nicht, dass sie dich überholen, die Laufjacke vielleicht cooler ist, ihr Schritt eleganter, der Po kleiner…
Laufliebhaber freuen sich einfach, das andere Menschen ebenfalls Laufen. Egal auf welchem Level. Und zudem weißt du nicht, was der andere gerade trainiert. Vielleicht ist er im Intervallmodus unterwegs und gleich ist wieder eine Sequenz Gehen an der Reihe. Oder er will dich nur beeindrucken und hinter der nächsten Kurve muss er sich fast setzen, weil er nicht mehr kann… Es hat dich nicht zu interessieren 🙂
Es geht um deinen Lauf. Deine Leidenschaft. Bleib bei dir.
- Sei in deinen Erwartungen realistisch. Wenn du mit dem Laufen anfängst, freu dich, dass du angefangen hast und genieße es. Wenn du merkst, laufen ist deins, fang an über ein großes Ziel nachzudenken. Vielleicht dein erstes 10km Rennen. Oder einen Halbmarathon. Dieses Ziel soll dich dann führen und auf dem Weg dorthin immer wieder kleine gesteckte Ziele durchqueren lassen. Die ersten 5km am Stück, das erste Mal morgens vor der Arbeit im Regen gelaufen. Den Sonnenaufgang sehen, mit schlechter Laune beginnen, mit Glück und neuen Ideen heimkehren. Seinen Körper fordern und es genießen.
- Liebe den Prozess, sei sanft in deinem Willen und deinem Ehrgeiz. Der Erfolg wird dich so finden. Es gibt immer einen Weg um zu gewinnen. Immer.
Ist es denn aber so schlecht, alles so schnell wie möglich und in Perfektion ausführen zu wollen?
Profisportler werden nie von sich behaupten, perfekt zu sein. Meisterköche werden immer etwas an ihrer Kunst verändern oder optimieren wollen. Sie haben ein riesengroßes Ziel, an dem sie dauerhaft arbeiten. Sie wissen, dass es immer kleine Dinge zu verbessern und etwas dazuzulernen gibt. Bis an ihr Lebensende. Und diese Art der Perfektion lieben Profis. Lernen und ausprobieren, sich selbst verbessern. Jeden Tag aufs Neue und sich niemals durch Perfektion und Ehrgeiz die Selbstachtung und das Selbstwertgefühl nehmen lassen.
Mittelmaß sollte kein Anspruch sein. Hohe Ansprüche an sich selbst und immer bestrebt, sich weiterzubringen. Das ist gut. So gut wie es einem selbst eben möglich ist. Herausragende Leistungen entstehen nicht durch den Anspruch mittelmäßig zu sein.
Tricks zum „einfach“ Anfangen.
Es gibt kleine Tricks, die dir helfen den inneren Schweinehund immer häufiger zu bändigen und sich selbst zu motivieren.
Für mich an erster Stelle steht, dass du dir darüber klar wirst, warum du laufen möchtest und was dein Ziel ist. Definiere dein Ziel und lege es fest. Fülle deinen Geist mit diesem Ziel und motiviere dich immer wieder mit den Gedanken daran, wie du dieses Ziel bereits erreicht hast.
Das ist meiner Meinung die beste Motivation anzufangen oder dabei zu bleiben.
Hast Du keine Laufschuhe, kauf dir welche, die dir gefallen. Lass dich von Fachverkäufern beraten und stell die Schuhe in dein Blickfeld im Flur oder neben deine anderen Schuhe. Ich verspreche dir, sie werden mit dir sprechen 😉
(Laufschuhe sind wichtig und hier sollte man wirklich nicht sparen. Mach nicht den Fehler mit „irgendwelchen Sneakers“ einfach loszulaufen. Bitte glaub mir, das kann wirklich zu einem großer Fehler werden).
Kauf dir deine ersten echten Laufsachen. Du wirst sie nicht im Schrank hängen lassen sondern sie ausprobieren wollen.
(Bei der Laufkleidung brauchst du nicht auf hyper-atmungsaktiv-wasserabweisend-leicht-windproof-mega-Styl achten. Das kommt in diesem Ausmaß vielleicht später, wenn du das Laufen bereits liebst. Die Laufkleidung eines bekannten „Kaffeerösters“ ist günstig und qualitativ ganz weit vorne. Aber auch sonst reicht eine normale Sporthose und T-Shirt/Pulli aus Baumwolle zum Starten aus).
Wenn es für dich eine Hürde ist, morgens zu laufen, dies aber der einzige Zeitpunkt ist, an dem es für dich möglich wäre, lege dir am Abend schon alles zurecht. Direkt neben das Bett und am besten stellst du noch den Wecker drauf, den du ausstellen musst.
Und weil es so wichtig ist. Definiere dein Ziel!
Melde dich in realistischer zeitlicher Entfernung für einen ersten Lauf an.
Starte mit einem Lächeln. Selbst wenn dich Sorgen und Ärger zum Laufen treiben, ich verspreche dir dein Lächeln spätestens am Ende deines Laufs.
Such dir einen oder mehrere Laufpartner mit denen du zusammen mit dem Laufen beginnst. So könnt ihr ein festes Ritual und ein Zeitfenster in der Woche entwickeln, welches nur euch gehört. Ihr werdet diese kraftschöpfende Zeit vermissen, wenn ihr einmal damit angefangen habt und sie dann ausfallen lasst.
Such dir einen Mentor, der vielleicht schon seine Liebe zum Laufen gefunden hat. Frag ihn aus. Am besten soll er dich mal begleiten und seine persönlichen Laufgeheimnisse verraten.
Lade dir Musik auf deinen Player, die du nur und !ausschließlich! zum Laufen hören darfst. Wenn es deine absolute Lieblingsmusik ist die dich motiviert, wirst du nur deswegen raus zum laufen gehen. Oder ein Hörbuch für welches du sonst nie die Zeit finden würdest
Das ist mein zweiter persönlicher Favorit. Für mich ist daraus eine Art „meditative Gedankendroge“ geworden, die mich immer wieder fokussiert trainieren lässt.
Definiere dein Ziel! Immer!
Der Mythos vom Marathoni-Meister und seinem Schüler:
Ein Junge durchquerte ganz Griechenland, um die Schule eines berühmten Marathonis zu besuchen. Endlich in der Schule angekommen, erhielt er eine Audienz beim Meister.
„Was wünscht du?“ ,fragte der Meister. „Ich möchte Ihr Schüler und der beste Läufer im ganzen Land werden“, antwortete der Junge. „Was muss ich tun?“.
„Du musst den Grund deiner Träume finden“ antwortete der Meister.
„Und wann trainiere ich“? fragte der Junge.
„Wenn Du deinen Traum gefunden hast und dein Ziel so groß wie ein Berg erscheint, den du niemals glaubst besteigen zu können“.
„Ich möchte trainieren und nicht nach Träumen suchen“ sagte der Junge. „Was ist, wenn ich doppelt so hart trainiere wie alle anderen Schüler?“.
„Dann brauchst du 20 Jahre um Nichts zu erreichen“ antwortete der Meister.
„Und wenn ich Tag und Nacht mit all meiner Kraft übe?“.
„Dann werden es sicherlich 30 Jahre“, war die Antwort des Meisters.
„Wieso dauert es umso länger, je mehr ich mich anstrengen will?“ fragte der Junge.
Da sagte der Meister, „ Wenn ein Auge das Ziel bereits sehen kann, welches so groß ist, dass nichts es jemals vermag zu verdecken, wird das andere Auge sich darum kümmern, den Weg zu finden.
Wenn dein Geist sich ändert, ändert sich alles.
Werde ein Laufliebhaber.
Vielen Dank für deine Zeit.
alexander
Fotos: Chris Florence / Rob / Oklanica / Keith Davenport / Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)
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