Feiertage werden meist genutzt um Dinge zu tun die viel zu lange vernachlässigt, aufgeschoben oder manchmal sogar vergessen wurden. Bei manchen heißt das am Vatertag Bollerwagen & Dosenbier bei mir hieß es Harz & Wandern. Auf dem Baudensteig Harz.
Vom Vorfußwandern in Wanderschuhen und dem Spuk einmal Ultra zu laufen…
Feiertage werden meist genutzt um Dinge zu tun die viel zu lange vernachlässigt, aufgeschoben oder manchmal sogar vergessen wurden. Bei manchen heißt das am Vatertag Bollerwagen & Dosenbier bei mir hieß es Harz & Wandern. Auf dem Baudensteig Harz.
Vom Vorfußwandern in Wanderschuhen und dem Spuk einmal Ultra zu laufen…
Inhaltsverzeichnis
Wohin der korrekte Weg dich führt, kannst du auf jeder Karte oder einfach hier einsehen. Die Wegbeschreibung im Detail findest du auf der Harzer Sonnenseite.
Ich möchte dir nur von meinem Weg erzählen.
Der Vorteil beim Wandern ist, es kostet mich nicht so viel Energie wie das Laufen. Ich kann so länger auf den Beinen bleiben und den gesamten Bewegungsapparat belasten. Um den Spuk in meinem Kopf einmal einen Ultra laufen zu können in die Realität zu holen zweifelsohne eine gute Übung.
Kondition ist das eine. Der wahrscheinlich oft unterschätzende Faktor beim Ultra die Stunden die man auf den Beinen ist…
Die Wanderung beginnt
Zwei Tage vor Vatertag, nachdem das gute Wetter unterschrieben schien, entschieden das es losgehen sollte. Und zwar auf den Baudensteig. Ein Wanderweg aus 6 Etappen, welcher unterschiedliche Ausblicke, Bergdörfer und Bauden auf knapp 100 Kilometer miteinander verbindet.
Der Harz ist natürlich eine touristische Attraktion, daher sind alle Etappen ausführlich beschrieben und aufgelistet hier zu finden.
Wie ich halt so denke, wollte ich natürlich keine Kaffeepausen Tour machen.
Leistung sollte schon sein.
Daher bestand mein Plan aus Etappe 1-3 mit ca. 54 Kilometer für Donnerstag und Etappe 4-6 mit 42 Kilometern für Freitag.
Mit Hotelübernachtung in Bad Lauterberg.
So schön der Plan, so lehrreich das Ergebnis. Doch dazu später mehr
Anreise und erste Schritte
Gerne wäre ich mit der Bahn gefahren. Doch die fuhren nicht so früh wie ich es brauchte. Also nahm ich mein KFZ und machte mich um 04:30 auf Richtung Bad Grund. Meinem Startpunkt in den Baudensteig. Mit Rucksack und beladen mit Pfannkuchen, Frikadellen, Nüssen, Schokoriegel und Wasser.
Gleich nach 25m war der Weg gesperrt. Fängt ja gut an…
War mir hier jedoch egal die Absperrung. Kein Hinweis für eine Umleitung. Kann ja nicht jetzt schon nach dem Weg suchen.
Der Weg war nur etwas fortgeschwemmt. War gut die Entscheidung.
Die ersten Kilometer fliegen nur so dahin. Nach einem ersten steilen Aufstieg geht es mehr oder weniger hügelig dahin.
Ich treffe niemanden. Verwundert ja auch irgendwie nicht.
Der erste Mensch den ich treffe ist dafür ein Schlittenhundegespann, welches aufgrund des Frühlings mit einem Gefährt auf Rollen unterwegs ist und an mir vorbeibraust.
Am Prinzenteich nach vielleicht 15 Kilometern mache ich mir neben dem Genuss der Aussicht das erste Mal Gedanken um meine Füße. Oder mehr um meine Fersen.
Die brennen.
Dürften sie aber nicht.
Da ich meine seit Jahren und über viele hundert Kilometer eingewanderte Stiefel trage.
(Ich habe sie vorher noch zur Besohlung gegeben. Meindl wollte das nicht durchführen. Meinten das lohnt nicht mehr. Hallo? Die Stiefel haben die Welt gesehen, ich liebe sie. Super Service…
Mein Handwerksschuster um die Ecke hat es einfach getan. Spitzen Arbeit!)
Auch die Socken sind keine Unbekannten.
Von Blasen nichts zu sehen. Scheint wohl nur Gewöhnung zu sein. Hilft ja nichts. Umdrehen kommt nicht in Frage. Wenn ich schon ein Hotel gebucht habe, will ich da auch schlafen. Außerdem, beim Marathon drehe ich auch nicht um wenn die Füße weh tun.
Naja, im Nachhinein betrachtet hätte ich mich auch einfach nur daran erinnern können was ich bei den Pfadfindern gelernt habe.
Erst kommt das brennen und dann die Blasen.
Wenn es anfängt zu brennen gibt es noch die Chance etwas zu ändern. Bald darauf nicht mehr…
Laune im Keller
Im Gespräch mit einem Förster vertieft verpasse ich natürlich auch gleich einen Abzweig. Der Ortskundige Mann kann mich zum Glück einwandfrei zurücklotsen.
Um ca. 10.00 Uhr erreiche ich nach ca. 21 Kilometern Lerbach. Die erste Etappe ist geschafft. Alle Schilder weg. Keine Ahnung wo es lang geht. Kompass hervorkramen keine Lust. Habe ich halt gefragt. War gut, ich hätte mich anders entschieden…
Weiter führte der Weg nun nach Sieber. Dem nächsten Etappenziel.
Die Mittagszeit kroch hervor und es wurde deutlich um welchen Tag es sich handelte. Zum einen weil nun auch Familien und die klassischen Pärchen unterwegs waren, bei der er vorne weg läuft und sie hinterher und auf ihn einredet. Zum anderen und augenscheinlich deswegen, auch die Herren mit Strickbeutel um den Hals in dem eine Bierdose steckt oder mit Bollerwagen, Musik und Geschrei unterwegs sind.
Zugeben insgesamt weniger solcher Begegnungen als erwartet.
Das muss daran liegen, das viele kürzere Wanderwege nur mit Auto zu erreichen sind, was dem Gelage ja nicht zuträglich sein würde.
Am Sösesteusee ist es wirklich beeindruckend. Talsperren haben immer so etwas mächtiges und erhabenes…
Nur sind hier viel zu viele Leute und Biker. Ein Parkplatz grenzt direkt an. Bloß weiter.
Auf der Staumauer sagt ein kleiner Junge noch zu seiner Oma: „schau mal, der muss aber lange unterwegs sein. Warum, fragt Oma? Na weil der so einen große Rucksack auf hat.“
Ich freue mich das Kinder immer einfach sagen was sie denken. Egal ob der um den es geht nun noch in der Nähe ist oder nicht und rufe nach hinten das ist nur Essen drin. Was ehrlich gesagt ja auch stimmt.
Hochmoorebene
Ich steige auf Richtung Hochmoorebene und erreiche die Schildkopfköte. Hier mache ich meine erste Pfannkuchenpause. Über den nassen Weg, der heißt wirklich so, geht es weiter bergan und ich bin dankbar, das die Entscheidung nicht auf meine Laufschuhe viel.
Matsch und Geröll pflastern den Weg. Eine Teenie Geocaching Gruppe treffe ich unterwegs mit eben solchen Sneackern. Die haben nicht so richtig Spaß auf diesem Weg.
Auch treffe ich einen einsamen Wanderer und ich frage mich, warum der hier nur alleine unterwegs ist. Bis mir auffällt, das es das theoretisch auch von mir denken könnte. Ich frage ihn nur wohin des Weges und weiter geht’s.
Die Hochmoorebene ist wunderbar. Das bisherige Highlight der Wanderung. Meine Füße die mehr und mehr nachfragen ob ich mir sicher bin was ich tue, schweigen fast durchgehend während dieser Zeit. Oder ich höre sie einfach nicht mehr…
Plötzlich ist der Weg zu Ende und eine Lichtung öffnet sich.
Wenn man es so nennen möchte. Die Hanskühnenburg.
Nein, ich habe hier leider kein Bild für euch…
Hanskühneburg uff!
Ist keine Burg. Ist ein Imbiss mit Turm.
Uff, Musik, viel zu viele Menschen und ein Biertresen. Würde ich nicht wandern, wäre ich auch gerne hier. Heute nicht, daher weiter.
Auf dem Turm war ich trotzdem noch.
Zum Glück habe ich mir ausreichend Wasser von Beginn an eingepackt. Quellen gibt es so gut wie keine. Die ich jedoch finde, dienen als Wasserspender. Mit Quellen meine ich die Bäche die aus dem Fels kommen oder sich durch den Wald schlängeln. 1a trinkbar auch ohne mircoPur oder andere Filtervorrichtungen.
Anstiege sind auch mit fortgeschrittener Zeit kein Problem. Es sind die Abstiege die mir zu schaffen machen. Besser gesagt meinen Fersen und Füßen insgesamt.
Mit allen Schmerzen hätte ich gerechnet. Damit nicht.
Ich schaue mittlerweile auch gar nicht nach wie es so aussieht an der Ferse. Was würde das bringen zu wissen was da los ist frage ich mich?
Nichts.
Ich muss ja weiter. Ich bin mitten im Wald.
Pflaster oder Tape habe ich nicht (ich bin wandermäßig echt aus der Übung…) und Wissen über den Schmerzauslöser führt im Extremfall nur zu Fokusverlust.
Den Genuss dessen was ich erleben darf vergesse ich jedoch durchgehend nicht. Da können auch Schmerzfersen nichts dran ändern. Dankbarkeit im gleichen Maße. Das ich so laufen darf wie ich es kann.
Der Abstieg nach Sieber fickt mich richtig. Auf einem harten Forstweg geht es nochmal richtig in den Schmerz.
Vorfußwandern in Wanderschuhen ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, schafft aber Abhilfe im Schmerz.
Oben am Berg und im Wald ist es teilweise sogar kühl Ich genieße den Moment wenn zwischen den Tannen sich die die Temperatur verändert und ich durch einen Hitzevorhang aus Sonne und Tannennadelduft hinaus vor den Wald trete.
Etappe zwei hat ihr Ende gefunden.
nur der Wille lässt mich laufen
15:00 Uhr und ca. 42 Kilometer in den Füßen. Ich kann mir sehr gut vorstellen jetzt aufzuhören. Nur sind da die Gedanken die das nicht zulassen wollen. Schmerz der nicht nachhaltig schaden mit sich bringen sollte ist besser, als aufgeben und den Bus zum Hotel oder gar zum Bahnhof zu nehmen. Wenn ich morgen vielleicht eh nicht mehr laufen kann, kann ich mich heute auch richtig wegballern.
Ich rufe erst mal meine Mutter an, sie hat Geburtstag.
15:30 Start für die letzte Etappe 3 nach Bad Lauterberg.
Von nicht nachlassender wunderbarer Natur, Kilometer der Umwege, Kompasseinsatz falsch gerichteter Wegweiser und dem letzten Stempel im 2. Teil der Baudensteigwanderung.
Baudensteig Harz Wanderultra Teil 2/3
Ich hoffe du hast Lust bekommen den Harz zu erleben. Das schöne liegt nicht immer in der Ferne und schmerzende Füße lassen sich vermeiden wie ich dir hoffentlich zeigen konnte 🙂
Hier weiterlesen für Teil 2/3
Fotos und Route
Viel mehr Fotos findest du hier. KLICK
Für meine Baudensteigroute und GPX Daten KLICK
Wenn du Fragen zu Wasser, Einkehr oder Wegbeschaffenheit hast, frag bitte einfach.
Viele Spaß bei dem was dich begeistert.
Alex
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