Der nächste Tag begann früh. Und wie es sich am Abend abgezeichnet hatte, war es nun auch gekommen.
Blauer Himmel und Sonne. Bereits morgens um 04.30 Uhr.
Ein Trekker saß schon mit Tee auf der Treppe und schaute in die Welt als ich mich auf den Weg machte. Meinem Kungsleden Süd.
Du kennst Teil 1 meines Fahrtenberichts noch nicht? Dann am besten von vorne beginnen: KLICK
Inhaltsverzeichnis
der schönste Tag
Dieser Tag gehört mit zu meinen Top drei meiner gesamten Zeit in Schweden. Es war wie ein perfekter Wintertag zum Anbeginn des Sommers. Stundenland alleine in dieser Natur in die ich mich verliebt habe.
Mit Schnee noch auf den Bergen.
Wasser das so kalt ist das es nur nicht frieren kann weil es in Bewegung ist.
Blitzende Seen die aus Dankbarkeit glitzern weil der Himmel sie so Blau sein lässt.
Von diesem Ort wollte ich nicht mehr fort und habe mir so viel Zeit gelassen wie mir möglich war.
Doch irgendwann war auch diese Region auf dem Kunsgleden Süd durchquert.
Wie schade wäre es gewesen, wäre ich geblieben und hätte das Neue dadurch nicht erfahren.
Einsamkeit?
Grundsätzlich kann auf dem gesamten Weg von Einsamkeit gesprochen werden. Zumindest wenn ich die menschliche Wanderdichte mit einem Weg im Harz vergleiche.
Dennoch war es um das Helagsfjäll (Wikipedia: ein Fjällmassiv bei Ljungdalen im nordwestlichen Härjedalen in Schweden nahe der Grenze zum Jämtland) für schwedische Verhälnisse und für mich zu voll.
Nun, hinter dieser Region angekommen, war das vorbei.
Drei Menschen pro Tag waren viel. Meist waren es nicht mal Wanderer. Sondern Schweden die dort einfach wohnten wo der Weg verlief.
Über das Vättafjället las ich im Vorfeld, das dort mit Sicherheit Rentiere anzutreffen sind. Es wäre das südlichste Gebiet in dem sie siedeln.
Und tatsächlich, kaum dort angelangt, lief mir eine Mutter mit ihrem Kind über den Weg.
Wunderbar, dachte ich. Zwei Rentiere habe ich zum ersten Mal frei lebend gesehen. Vielleicht sehe ich auch noch mehr.
Oh wie wahr wird das werden…
Im ersten Teil meines Fahrtenberichts sprach ich davon, das ich geweint habe.
Das ist natürlich nicht einfach so passiert.
Rentiere
Der Weg nun war einfach und bedurfte keiner extra Aufmerksamkeit. So konnte ich einfach in der Weite des Fjälls und unter den Wolken sein. Durch den stetigen Gang und die beruhigende zurückhaltende Umgebung stellte sich eine Art Wandermediation ein. Keine Grübelei, keine leeren Fragen oder Gedanken.
Es gab einfach nur noch das Gefühl von „alles ist einfach gut. Jetzt und genauso so wie es ist.
Und ich weiß nicht, wie ich dafür Dankbar sein soll“.
Als ich dann noch Musik aufgesetzt habe, solche die ich eigentlich nur höre um mich zu motivieren in schweren Momenten aus dunkler Tiefe zu holen und zudem eine Rentierherde von vielen tausend Tieren auftauchte, war es einfach an der Zeit. Ich durfte weinen und das war in Ordnung.
Der Weg durch dieses Fjäll dauerte keinen Tag und teilt sich in seiner Intensität den ersten Platz mit dem Helagsfjäll.
Wobei ich mir an dieser Stelle gerade überlege, das ich es gar nicht mag für meine Momente erste oder zweite Plätze zu vergeben. Verdient es doch eigentlich jeder Tag immer der Erste zu sein…
Rogen Naturreservat – miiiies…
Das Rogen Naturreservat gehört sicher mit zu den schönsten Gebieten, wie man so sagt.
Es ist schön. Wild und einsam und beeindrukend. Doch der Weg auf dem man es duchläuft ist einfach nur abgefuckt.
Entschuldige die Wortwahl.
Ich möchte dieses Wort dafür jedoch benutzten.
Es ist kein Weg. Es ist nur Geröll. Große Steine und kleine Steine. Spitze, flache und runde Steine.
Steine die herumliegen und Steine die im Boden fest verankert sind. Dicht an dicht so das kein Fuß eben dazwischen auf den Boden passt.
Was das für die Gelenke bedeutet?
Qualen.
Ich habe alles versucht.
Langsam und schnell.
Als Genusswanderer und als Speedhiker.
Mit Gewalt und mit Gleichmut.
Der Weg blieb so wie ich ihn oben nannte.
Sicher, das Wetter kam mir hier nicht zu Gute. Leicht warm mit abendlichem Regen brachte er Mücken und Nässe.
Am nächsten Tag regnete und nieselte es durchgehend. Mücken? Klaaar, sie zwangen mich mit Kopfnetz zu wandern.
Ursprünglich hatte ich drei Tage durch dieses Gebiet geplant. Weil ich den Weg so scheiße fand und einfach nur zu Ende bringen wollte, habe ich geballert und 1,5 Tage daraus gemacht.
Dennoch, oben sprach ich die Schönheit dieses Gebietes an. Das war mein Ernst. Es ist eine Welt in der Menschen nicht vorkommen. Auch wenn sie da sind…
Mit dem riesigen See, welcher von einem Meteoriteneinschlag stamm und es vom Prinzip nur noch die Dinos braucht, um das Bild der vegangenen Zeit perfekt zu machen.
Kurz vor der Storrödtjärnstugan, die nicht mehr im Rogen lag, dann noch ein Monsterregenschauer.
War mir dann auch egal.
Kleidung trocknen in Hütten war mitlerweile mein Fachgebiet.
Übersicht Hütten
Eine Übersicht der Rast- und Schutzhütten auf dem Kungsleden Süd findest du hier: KLICK
Erfahrungsbericht Teil 3
Zum weiterlesen von Teil 3 meines Fahrtenberichts einfach hier weiterlesen: KLICK
Video 1000 Kilometer Schweden
Kritik Wanderführer Fernwege.de
Kritik Wanderführer Kungsleden Süd
Wegverlauf Karte
Storlien bis Grövelsjön
Grövelsjön bis Sälen
Antonio says
Sehr beeindruckend und sicher eine der wertvollsten Erfahrungen im Leben.
alexander Laufliebhaber says
Ich kann dir voll und ganz zustimmen. Jetzt geht es daran das es nicht nur bei dieser Erfahrung bleibt 🙂
Monika Reißer says
Heute erzählte der Sohn einer Freundin bei deren 80. Geburtstagsfeier, wie wichtig in seinem Leben die Pfadfinder gewesen sind, zu denen ihn seine Mutter geschcikt habe. Die Fahrtenerlebnisse, die Natur…….. , ja auch Du warst mit den Pfadies unterwegs und vielleicht ist da schon ein bißchen von der Liebe zu der Natur geweckt worden. Schöner Bericht – danke, dass Du uns teilhaben läßt.
alexander Laufliebhaber says
Liebe Monika,
das ist ja schön von dir hier zu lesen 🙂
Ohne die Pfadfinder wäre die Sehnsucht nach der Natur und dem draußen sein nie in diesem Ausmaß bei mir geweckt worden.
Von daher ist sie vollkommen mit dieser Zeit verbunden. Ich bin dakbar für die vielen Pfadfinderjahre und sehne mich noch oft wieder dahin zurück…
Viele liebe Grüße.
alex
Joe says
Der Weg trennt nun mal die Warmduscher von den Kaltduschern 😉