Schweden ist mein Land.
Ich bin verliebt in Schweden. Und wäre dieses Land meine Geliebte, so würde ich dieselben Worte wählen um einem Fremden ihre Schönheit zu beschreiben und wie viel sie mir bedeutet.
Im September, als der Herbst bereits Einzug gehalten hat und die Natur versucht am Spätsommer festzuhalten, begann für mich eine neue Reise Richtung Norden in mein geliebtes Land.
Sturm empfing mich im Fjäll und über Stunden liefen wir beide gegeneinander an. Doch was wäre das Fjäll, wenn es hier zuginge wie an einem mit Schirmchendrink garnierten warmen Tag am Meer.
Die STF Helags Fjällstation war mein Ziel und sollte mein Zuhause für 4 von insgesamt 14 Wandertagen sein. Ausreichend Zeit um den Helags mit seinen 1797m in der historischen Provinz Härjedalen zu besteigen. So dachte ich mir das zumindest…
Die ersten beiden Tage regnete es fast durchgehend und der Sturm ruhte nur für Augenblicke. Die Sonne zeigte sich einmalig zum Untergang. Dafür mit all ihrer Schönheit, die all die dunklen und nassen Stunden entschuldigt.
Der Morgen der letzten Sturmnacht grüßte mit blauem Himmel früh um Sieben. Doch den Gipfel des Helags schien das nicht zu interessieren. Er blieb völlig in Wolken und Nebel gehüllt. Zwei Stunden saß ich am Hüttenfenster und wartete, das sich da oben etwas ändert.
Nichts tat sich. Egal, ich wollte da hoch.
Entscheidung gefallen.
Kein Wanderer war unterwegs oder vor mir losgezogen. Mit der Aussicht auf Aussichtslosigkeit hatte wohl niemand Interesse an einem Gipfelsturm.
Anfangs recht einfach und stets ansteigend gut markiert zu gehen, wird der Pfad auf den letzten Metern eine kleine Herausforderung. Besonders wenn die Wolken sich schwer am Berg verfangen haben und die gefühlte Temperatur im Wind bereits weit im Minus Zuhause ist. Über Weiß gefrorene Steine in der nun grauen Welt aus Nebel, Fels und orangenen Markierungen bahnte ich mir mein Abenteuer und mit einem monumentalen Hinweis ihn auch sicher erreicht zu haben, tauchte plötzlich und unerwartet im Dunst der Gipfel auf. Umgeben von nichts als eiskalter Aussichtslosigkeit.
Im Abstieg geschah es dann. Die Wolken begannen sich zu verziehen und ich ahnte welche Aussicht es wohl von ganz oben aus gegeben hätte. Jetzt kamen mir auch die ersten anderen Wanderer entgegen. Anscheinend mit mehr Zeitfenster-Glück als ich.
Doch als ich mich nur wenige Minuten später erneut Richtung Gipfel wandte, war er wieder im Grau verschwunden und dunkel wurden die Wolken um ihn herum. Erste Eisregentropfen fielen auf meine Jacke.
Hatte ich vielleicht doch ausversehen alles richtig gemacht?
Ich beschleunigte meine Schritte und erreichte knapp vor dem neuen Unwetter die Helags Hütte.
Und war richtig froh um dieses Abenteuer. Nicht immer braucht es die riesen Aussicht als Finale.
Die beiden 70. Jahre alten schwedischen Brüder, mit welchen ich das Zimmer teilte, werden noch unter dem Gipfel umdrehen. Zu hart wird Wind und Eisregen ihnen den Weg versperren.
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