Intro:
Lieber Skaneleden,
leider nein. Leider gar nicht.
Punkt.
Meine Lieblingsanreise mit der Bahn und mit dem Schiff. Ich sitze an Deck und schaue auf das Meer.
Spätestens wenn ich die Älvesborg-Brücke in Göteborg passiere weitet sich mein Herz. Ich atme ein, lasse los.
Ab jetzt wird alles gut.
So zum letzten Mal vor anderthalb Jahren. Doch heute ist alles anders.
Klebt eine Masse aus schwarzer Folie um mein Herz.
Nichts geht rein.
Alles bleibt drin.
Finsternis.
All die riesen Scheiße der letzten Zeit. Die vielleicht gar nicht so scheiße ist. Doch hat mich diese Erkenntnis noch nicht erreicht.
Zu wissen, das alles um mich pure Freude bedeutet, mir fast alles ist, doch jetzt nichts davon ankommt, ist großer Schmerz.
Intro Ende.
Die Provinz Skåne
Die Provinz Skåne wird als Grenze zum „echten“ Norden beschrieben. Auf der einen Seite das urbane Leben mit all seinen Annehmlichkeiten und gezähmter Natur.
Auf der anderen Seite der langsame Eintritt in die nordische Wildnis.
Die Schweden oberhalb Stockholm nennen diese Gegend hier auch gerne nördliches Dänemark.
Naja, irgendwie haben sie ja Recht.
Es ist eine großartige Landschaft. Doch nichts ist wild.
Selbst der Wind weht hier anders. Ohne Geschichten zu flüstern. Ohne Kälte mitzubringen die durch die Knochen kriecht.
Es riecht nach Frühling und nach Draußen. Aber nicht nach Norden.
Das ist alles nicht schlimm. Denn es ist schön hier.
Friedlich, oft still und eine Ahnung liegt auf den unendlich langen Steinmauern in den Wäldern und an den Feldern, wie das Leben hier wohl früher gelebt wurde.
Sich in dieser Ahnung da draußen zu bewegen, der ich aus dieser weichen und durchweg von Annehmlichkeiten verseuchten Welt komme, macht nachdenklich. Und offenbart den Wunsch, das Zeitreisen wirklich eine tolle Sache wären.
Schotterstraßen und tierische Randerscheinungen
Trotzdem, dem Wandern auf Schotterstraßen kann ich nichts abgewinnen. Der Skaneleden Kust till Kust scheint nur daraus zu bestehen.
Am Ende war ich wahrscheinlich fast 200 Kilometer darauf unterwegs und vielleicht 80 Kilometer auf naturbelassenen Trampelpfaden.
Statt Rentiere haben mir Pferde über den Zaun hinweg zugeschaut. Kühe sind bei Seite gelaufen und ein Fuchs hat vergeblich versucht auf offenem Feld Wildgänse zu fangen.
So lief ich und lief. Auf besagten Wirtschaftswegen. Platt, lang und steinig. Was mich aber über alle Maßen erstaunt hat, diese Wege sind öffentlich.
Oder anders gesagt, mich hat nicht erstaunt das sie öffentlich sind, denn die Menschen müssen ja irgendwie zu ihrem Haus mitten im Wald kommen. Vielmehr das mit diesen Wegen ein Wanderweg entstanden ist. So mußte ich immer am Rand gehen, da ein Auto vorbeifahren könnte. Wenn der Wind in den Baumkronen rauscht und ich meinen Gedanken folge, dann höre ich ein Auto nur selten. Und die schottern den Weg nicht gerade langsam entlang…
So zu wandern ist keine allzu große Freude.
Geschätzt 50 Hunde sind mir begegnet (übrigens noch ein untrügliches Zeichen dafür, das man sich nicht im echten Norden befindet).
Hinter Zaun oder an der Leine. 87% davon sind bellend regelrecht ausgerastet. Bei jedem Hof habe ich gebetet das bitte das Tor geschlossen ist…
Und Schafe traf ich. Vornehmlich auf den letzten Kilometern der letzten beiden Tage an der Küste.
Schafe sind sehr gut drauf.
Am Meer
In Båsted angekommen erreiche ich die Küste zum Kattegat. Dem Zugang zum Meer.
Ich bin noch nie am Meer gewandert.
Zwei Tage Wunderbarkeit.
Schönster Weg, der Geruch von Salz und Seetang und immer das Meer an meiner Seite.
Hochtouristisch ausgelegt ist es in der Saison wahrscheinlich ein Brett von „zu viel“.
Jetzt Anfang Mai ist davon nichts zu merken.
Hunderte schönster Ferienhäuser alleine in Wind und Sonne. Niemand der mit ihnen lebt.
Allein.
Nur ich laufe vorbei.
Vielleicht mal ein Spaziergänger, der Hund muß ja raus…
Aber die ersten frühen Stunden am Morgen waren meine. Geteilt mit Schafen und Kühen.
Schwänen und herumspringenden Vögeln deren Namen ich nicht kenne.
Dachte es seien Hupfdohlen. Bis ich herausgefunden habe, dass es gar keine Vögel gibt die so heißen^^
Ängelholm bedeutete das Ende meiner Reise.
Es war dann auch gut.
280 Kilometer auf diesen Wegen, das reicht.
Ewig auf Wassersuche weil es in Skane einfach gar nicht so viel wildes Wasser gibt das man trinken kann. Und oft nur der am Skaneleden gelegene angelegte Lagerplatz blieb, weil Zelt aufbauen anderweitig unmöglich war.
Es war am Weg einfach alles eingezäunt. Stacheldragt oder Stromzaun.
Wegen den Tieren halt.
Oder es war direkt ein Haus in Sichtweite, da zeltet man dann auch nicht davor.
Fun Fact: Es gibt einen Lagerplatz mit Windschutz direkt an der E4!
Outro:
Ein wenig Finsternis ist fort. Stundenlanges laufen nur von Bäumen und Natur umgeben haben ihren Weg gefunden so das etwas von ihrer Schönheit bei mir ankam. Das ist gut zu wissen, das noch nicht alles kaputt ist und vielleicht einmal wieder wird wie es mal war.
Zudem war es gut diesen Unterschied im wandern zu erfahren. Von ewigen Schotterstraßen zu Blockfeldern und Wegen die im Fjäll kaum zu entdecken sind.
Festzustellen welche Bedeutung welche Art von Natur für mich hat.
Was sie auslöst, zulässt oder vielleicht sogar verhindert.
Zu einfach – verhindert.
Anstregung, Schmerz und Entbehrung bringen das Gefühl zurück am Leben zu sein. Nicht einfach nur zu atmen.
Geliebter Norden, sei sicher ich werde dich wieder besuchen wenn ich darf.
Urlaub im Ferienhaus in Skåne, mit Getränk auf der Terrasse und ab und an ein Tagesausflug oder Tagswanderung.
Gerne. Schön.
Wandern auf dem Skåneleden – leider nein.
Leider gar nicht.
Was ist der Skaneleden
Zitat von der Website:
Über 1 300 Kilometer wunderbare Natur warten auf Sie. Die sechs Teilwege des Skåneleden führen Sie in die vielfältige Natur und zum reichen Kulturangebot Schonens. Sie haben die Wahl zwischen 100 Etappen und können die schonische Landschaft bei Tagesausflügen oder auf längeren Wanderungen erkunden.
Falls dich der Skanelden mit all seinen Möglichkeiten und Strecken interessiert, findest du alle Infos hier:
https://skaneleden.se/de
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