Ein nicht ganz ernst gemeinter Forschungsbericht.
Busfahrer grüßen sich konsequent. Das fand ich damals zu Schulzeiten schon extrem cool, wenn die Jungs lässig im vorbeifahren die Hand hoben.
Straßenbahnfahrer tun dies, allerdings nicht konsequent.
Hundebesitzer am Sonntag sowieso, unabhängig davon ob der Hund nur als Flirtgrund mit dabei ist oder nicht.
Was tun Läufer?
Das ist eine Wissenschaft für sich…
Die Wissenschaft vom Läufergruß.
Der Sonntagsläufer vor 10.00 Uhr
grüßt meist konsequent. Er weiß genau, dass er gerade mehr leistet als viele andere. Denn er ist am Sonntag früh aufgestanden um zu laufen. Das lässt er gerne mit einem freundlichen lächeln, dem gehobenen Zeigefinger oder sogar mit einem gesprochenen„Guten Morgen“, jeden wissen.
Der Sonntagsläufer nach 10.00 Uhr
nimmt es da schon nicht mehr so genau, seine Laune der Welt zu zeigen. Es sind viel mehr Läufer unterwegs und die Besonderheit des eigenen Ichs nimmt ab. Meist wird abgewartet ob der Gegenüber grüßt. Zurückgrüßen ist ok, damit anfangen aber lieber nicht.
Der Anfänger
weiß nicht um die Wissenschaft, dass es einen ungeschrieben Grußkodex gibt, den keiner versteht. Mit Schweiß im Auge, den falschen Schuhen, zu hoher Geschwindigkeit und Seitenstechen hat er genug andere Sorgen als sich ums Grüßen zu kümmern. Bekommen er aber einmal mit, dass er von einem vermeidlichen Laufprofi gegrüßt wird, ist der Tag gerettet und er fühlt sich auf der Heimstrecke als Läufer angekommen und angenommen.
Der Freizeitläufer
Hier ist es ein bisschen von der Tageszeit und der Strecke abhängig. Grundsätzlich lässt sich hier aber ein positives Grußverhalten bemerken. Ob Kopfnicken oder der Finger zum Gruß sind niemals zu viel und gehören zum anerkennenden Respekt. Auch während des Trainings anhalten um nach dem Gruß ein bisschen zu tratschen, ist vollkommen ok.
Der Profi,
der keiner ist, trägt meist zu enge Laufklamotten, die sich entweder um seine Muskeln oder um seine Knochen spannen. In leuchtenden Farben mit Signalwirkung „ich bin schneller als du“. Er ist viel zu sehr Profi um zu grüßen. Viel mehr ist er mit der Frage beschäftigt, warum sich diese ganzen „Langsamen“ überhaupt bemühen zu laufen. Er grüßt nie. Er schaut. Aber auch dann regt sich nichts in seinem Gesicht.
Er träumt wohl davon irgendwann mal wirklich schnell zu sein und Spaß am laufen zu haben.
Mädchen und Frauen haben da nochmal ihre ganz eigene Strategie.
Weibliche Teenager laufen in ihrer Welt. Die Kopfhörer sind meist größer als die bunten Plüschohrenschützer, die ich noch aus Kindheitstagen kenne. Die Laufklamotten würde ich nicht mal zum Karneval tragen. Es ist einfacher zu berechnen wie man im Lotto gewinnen könnte, als zu wissen, wann und warum hier gegrüßt wird.
Angehende junge Damen sind hochaufmerksam bei ihren Laufeinheiten. Sie lassen es nur niemanden merken. Vermeintliche desinteressiert laufen sie auf frequentierten aber nicht überlaufenen Strecken. Der Blick am Boden. Entweder vollkommen versunken in Gedanken und der Musik, die über die wesentlich dezenteren Kopfhörer als die der Teenager läuft. Dennoch immer darauf konzentriert, aus den Blickwinkeln zu beobachten, ob man denn angeschaut wird und besonders von wem. Gegrüßt oder der Kopf genickt, wird hier nur äußerst selten. Es ist einfach alles nur soooo peinlich.
Die Frau/Mutter läuft um zu entspannen und endlich mal rauszukommen. Um für sich zu sein. Kurz den nervenden Mann oder die Sorgen um das miese Ernährungskonzept von Finn und Leila in der KiTa zu vergessen. In den letzten Wochen dreht sich allerdings alles nur um die Frage, ob mit ihr etwas nicht stimmt, weil sie nicht auf „shades of grey“ abfährt.
Optimale Laufkleidung reicht vollkommen. Nicht überoptimiert, aber auch nicht im gestrickten Wollpulli. Die Welt ist in Ordnung so wie sie ist. Die Hand wird niemals gehoben. Ein Wort zum Gruß oder Kopfnicken darf aber sein. Ist allerdings ein weiblicher Laufpartner dabei, gibt es kein grüßen, da es viel Wichtiges zu besprechen gibt.
Der Intervall und Tempoläufer
Zu erkennen an den ebenfalls bunten Socken wie „der Profi“ und den Salzrückständen an den Schläfen.
Nur das hier auf echte Leistung trainiert wird.
Immer darauf fokussiert ausreichen Luft zu bekommen und den Blick für die Zeitanzeige der Uhr nicht zu verlieren, ist an grüßen nicht zu denken. Funktionieren wie eine Maschine.
Wenn man so einen Läufer in der Gehphase des Intervalls trifft, kann es zu durchaus zu einem freundlichen Gruß kommen. Dieser ist allerdings für ungeübte nur als schweres und grunzendes Ausatmen wahrzunehmen.
Walker und Walkinggruppen
Hier grüßt keine Partei.
Wenn es gut läuft, wird man als Läufer zumindest nur beschimpft und nicht mit Stöcken geschlagen, da man die Gruppe dazu genötigt hat nicht in einer Reihe den gesamten Weg einzunehmen.
Läufer, so einer wie ich es bin,
grüßen nie zuerst. Immer aufmerksam was der Andere macht. Zuckt seine Hand, schaut er auf oder wird er stumpf an mir vorbeirennen. Grüßt er vielleicht sogar mit Worten? Hier ist besondere Aufmerksamkeit gefragt, da durch Musik auf den Ohren seine Mundbewegung wahrgenommen werden muss, um etwas passendes erwidern zu können.
Am besten Läuft man wohl auf dem Laufband, da kommt garantiert niemand vorbei…
Welche „besonderen“ Grußerfahrungen hast Du beim Laufen gemacht oder welche „Grußgruppe“ sollte noch unbedingt Erwähnung finden?
Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Beitragsbild: Naomi Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)
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