Beim Training Musik zu hören macht Spaß. Motiviert, gibt neue Energie und lässt auf langen Läufen die Zeit vergehen.
Hast du aber schon mal darüber nachgedacht, das die Musikauswahl dein Training auch negativ beeinflussen kann?
Genauso wie Musik Energie geben kann, kann sie auch zu vorzeitigem Energieverlust führen.
In diesem Artikel möchte ich Dir davon erzählen.
Musik ist nicht nur ein schönes Geräusch und Zeitvertreib.
Musik ist Emotion. Deine Emotion, deine Stimmung, deine Gedanken. Nicht nur die des Musikers dem du zuhörst.
Sie produziert Glückshormone, ist Heilung für die Seele und gräbt längst vergangene Erinnerungen aus. Da geht richtig was ab in Körper und Gehirn.
Während meiner Läufe oder während des Krafttrainings habe ich bis auf minimale Unterschiede immer die gleiche Playlist. Das sind teilweise ziemlich heroische und monumentale Musiken. Vielfach mit Redeauszügen und Statements von Eric Thomas, Les Brown und diversen Sportlern.
Ich höre immer dieselben Titel, da ich so mein Gehirn programmieren kann auf das was kommt. Training, schwere Gewichte, Laufen, Anstrengung.
Höre ich einen dieser Titel z.B. bei einer Bahnfahrt, will ich sofort trainieren. Erlebe die Emotionen und fühle den berühmten umgelegten Schalter. Daher passe ich auf das mir das auf Bahnfahrten nicht passiert, so hibbelig nur sitzen können ist ganz schön fies 🙂
Mit dieser meiner Auswahl der Musik zu trainieren macht Spaß und ist kraftvoll. Danach ist aber auch der Akku leer. Nicht nur der Muskelakku, sondern ganz besonders der Kopfakku ist leergesaugt. Körperliche Erschöpfung ist sicher gewünscht, inwieweit das für den Kopf zählt, und dauerhaft erstrebenswert ist, ist fraglich.
Daher kann es je nach Trainingsplan, Terminen und Tagesplan sinnvoll sein, die Musik darauf abzustimmen. Sonst hast du hinterher den Fall: Energie (raub) durch Musik.
So, nun komme ich mal zum Punkt.
Steht hartes Krafttraining an und müssen schwerere Gewichte als beim letzten Training bewegt werden, nutze ich die Energie von monumentaler Motivationsmusik. Das Training dauert dann aber auch definitiv nicht länger als 60 Minuten.
Bei Tempoläufen oder Intervallen von max. 16K oder 75 Minuten auf bekannten Strecken nutze ich ebenfalls die Energie dieser Musik.
Was mich nun aber dazu bewegt hat diesen Artikel zu schreiben, war die Erfahrung auf langen Läufen. Hier bin ich zum Teil 3h+ unterwegs.
Wenn ich gleich zum Start mit der Motivationsmusik losschieße, merke ich ab 70/80 Minuten das mein Kopf anfängt zu rebellieren und schwach wird. Aufhören möchte, fragt was das soll und nicht mehr frei das Laufen genießen kann.
Und das ist mal gar nicht ideal. Lange Läufe werden nie durch reine Körperkraft gelaufen. Der Kopf muss bei dir sein und dich mit seiner Kraft begleiten. Sonst wird das nichts.
Ob Kraft- oder Lauftraining, der Kopf läuft immer mit und wird beansprucht. Meine Motivationsmusik erschöpft die Kraft in meinem Kopf aber so extrem, das sie auf lange Trainingsdauer gesehen keine langfristige Energie spendet. Somit also kontraproduktiv wirkt.
Für kurze harte und schwere Einheiten oder als Energiespritze zwischendurch gut. Für dauerhafte Energie – nicht gut.
Seitdem mir das klar geworden ist, teile ich lange Läufe immer in unterschiedliche Musiksektoren auf. Zu Beginn geht’s entweder ohne Musik oder mit Hörbuch los. Danach gibt’s ganz entspannte Klänge. Stehen am Ende noch Steigerungen an, wechsel ich manchmal noch auf Motivationspower oder ich mach sie einfach aus.
Auf unbekannten und neuen Wegen höre gar keine Musik mehr. Die Eindrücke und das neue Laufabenteuer hinterlassen für mich so viel mehr Eindruck. Auch lässt sich der Weg fürs nächste Mal besser merken.
Am Berg, bei Nacht oder auf Schnee laufe ich nur noch ohne Musik.
Läufst du grundsätzlich immer mit Musik und planst deinen ersten Halbmarathon oder Marathon kann ich dir nur empfehlen auch mal ohne Musik zu laufen. Nicht nur weil es bei manchen Wettkämpfen verboten ist mit Musik zu laufen, auch weil es einfach unangenehm und ungewohnt werden kann, kennst du nichts anderes, lange ohne die zusätzliche Unterhaltung und Motivation zu laufen.
Ach ja, mit Musik gehen dir bei einem Wettkampf auch die vielen erinnerungswürdigen Momente an der Strecke verloren…
Sind dir die Eindrücke an der Strecke egal und nur die Bestzeit ist das Ziel lohnt es sich mit der Musik zu experimentieren um die richtige Auswahl und Dosierung für den Wettkampf zu finden.
Fazit:
Musik hat unmittelbaren Einfluss auf die Trainingsleistung. Je nach Trainingsart will sie aber weise gewählt sein um dich nicht vorzeitig zu erschöpfen.
Auf welche Art von Musik du wie reagierst, darfst du allein herausfinden.
Ein kleiner Urlaubstipp noch am Ende.
Wenn du dir deine Urlaubserlebnisse, Gerüche, Gedanken und Emotionen mit in die Heimat nehmen möchtest, solltest du dir eine ganz spezielle Playlist oder ein besonderes Album mit auf die Reise nehmen.
Das hörst du einfach immer dann, wenn dir danach ist. Am Strand, unter deiner Palme, während du segelst oder auf dem Gipfel die Aussicht genießt. Immer.
Die Musik wird dafür Sorgen, das diese Momente für immer bei dir sind, wenn du sie hörst.
Da fährst du dann, zurück in deiner Heimat, an einem trüben Tag nach der Arbeit nach Hause. Es war ein mieser Tag seit langem mal wieder.
Du packst die Kopfhörer aus und hörst deine Urlaubsplaylist damit die Welt dich in Ruhe lässt. Du wirst wieder dort sein.
In der Sonne und die Kokospalmen riechen. Die Anstrengung und den Gipfelwind fühlen.
Wenn du dann Daheim bist, war übrigens der Tag plötzlich doch nicht so mies.
Viel Freude mit deiner Musik!
alexander
Fotos: Titel Headphones Brett Levin // Émotion Joe Shlabotnik // große Ausdauer Caratello // Snowboarder Mad Wraith // Women with pink headphones Slider Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)
Jan says
Hey kannst du evtl mal deine Playlist teilen?
Laufliebhaber says
Danke der Nachfrage. Das ist aber leider nicht möglich.