Disziplin vs. Zeit.
Ein Kampf zwischen zwei unglaublich starker Rivalen, mit doch dem immer gleichen Ausgang. Doch du mußt dich gar nicht erst auf dieses ungleiche Duell einlassen…
Wenn du jeden Tag morgens früh zum Sport gehst, für dich es aber eine Qual darstellt, wer glaubst du wird gewinnen. Deine Disziplin oder die Zeit?
Wenn du etwas in deinem Leben verändern möchtest, fang an, etwas in deinem Leben zu verändern.
Das mag vielleicht banal, sogar sehr einfach klingen. Ist es aber nicht. Nicht für mich.
Für mich ist es ein Satz, der mich in den letzten Monaten täglich begleitet. Ich habe viele Ideen was ich in meinem Leben Verändern, was ich erreichen, an welcher Stelle ich in meiner Persönlichkeit wachsen möchte. Nur findet das Leben eben nicht in Träumen und Gedanken statt. Im Traum fängt alles an. Nur im Leben findet es Erfüllung. Und damit es in meinem Leben seinen Platz findet, muss ich etwas dafür tun. Ich muss handeln.
Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“
Albert Einstein
Ich habe mir die Frage gestellt, warum ich vor über fünf Jahren damit angefangen habe, ausschließlich morgens um 07.00 Uhr zum Sport, zum Krafttraining zu gehen. Oder um 06 Uhr zu laufen. Die Antwort darauf klingt für mich heute sehr amüsant, doch hat sie bewirkt, dass ich etwas in meinem Leben verändert habe.
Ich wollte morgens trainieren, weil ich andere Menschen cool fand, die dies bereits taten.
Einfach so. Ich fand das cool. Punkt.
Menschen die Morgens schon ihr Ziel verfolgten, die gerne richtig früh aufstanden und trainierten. Die sich wohl dabei fühlten. Sie alle übten eine große Faszination auf mich aus. So wollte ich auch sein. Der Gedanke, dass ich auch mal aus Leidenschaft vor 06.00 Uhr morgens aufstehe, weil ich es gerne so habe, war ein unglaublicher Motor und Antrieb für mich.
Ich habe mich die ersten Wochen aus dem Bett gequält. Ich glaube, ich habe im Winter damit begonnen. Es war gefühlt immer dunkel. Immer kalt und immer mühsam. Diese erste Zeit durchhalten konnte ich nur durch Disziplin. Von jetzt auf gleich funktioniert selten eine extreme Umstellung im eigenen Leben und auch das Wohlgefühl ist nicht sofort das Schönste. Es hat sich dabei aber etwas Entscheidendes in meinen Gedanken und in meinem Körper verändert. Ich habe es zu meiner täglichen Routine gemacht, die anfing zum Tag zu gehören wie einschlafen, aufwachen und das obligatorische Zähneputzen.
Wenn ich diese Routine aus triftigen Gründen heute ausfallen lassen muss, fehlt etwas.
Das war die Adaption des Körpers, der diese Routine angenommen hat. In meinem Kopf hat sich der Glaube und die Gewissheit verankert, dass es gut ist, was ich mache. Das es meinem Tag mehr Qualität verleiht. Mein Leben besser macht. Der Morgen ist meine Zeit, die ich ausschließlich für mich gestalten kann. Diesen Wert den ich dadurch für mich erschaffen habe, ist unbezahlbar. Dadurch fällt es mir auch nicht mehr schwer und ich muss fast nie mehr bewusst darüber nachdenken oder mich morgens anschieben, einfach aufzustehen.
Einer meiner Glaubenssätze von früher, das morgens aufstehen grundsätzlich anstrengend ist und ich morgens kein Leistungsorientiertes Krafttraining durchführen kann, hat sich gewandelt.
Das ist auch der „Knackpunkt“, den ich weiter diskutieren möchte. Die persönlichen Glaubenssätze und die damit einhergehenden Änderungsmöglichkeiten.
Während ich diesen Artikel schreibe, fallen mir unglaublich viele von mir selbst ein, von denen mir nicht mehr bewusst war, dass ich sie vor langer Zeit absichtlich oder durch unbewusste Handlungen, geändert habe.
Ein Glaubenssatz ist eine Annahme mit einem Gefühl der Sicherheit! (Anthony Robbins)
Glaubenssätze sind Lebensregeln, die Menschen für wahr halten. Sie sind Interpretationen und Verallgemeinerungen aus früheren Erfahrungen sowie individuellen Theorien, warum etwas so und nicht anders ist und sind Grundlage des alltäglichen Handelns und für den Einsatz der Fähigkeiten. Glaubenssätze beeinflussen, was wir denken und wahrnehmen, bzw. was wir uns erlauben zu denken und wahrzunehmen und was wir für möglich halten.*
Ich habe früher geglaubt, morgens aufstehen ist immer anstrengend und ich werde niemals Leistungsfähig sein. In meinem Kopf war der Wunsch jedoch so groß, das ich es trotz meines Glaubenssatzes ausprobiert habe und durch diese Erfahrungen etwas daran ändern konnte.
Sicher, es gibt Menschen die sind vom Wesen nun mal „Eulen“. Da gibt’s auch nichts dran zu verändern. In einem gewissen Rahmen glaube ich aber auch hier, das der Körper und Geist eine Adaption zulässt, wenn es der eigene ungezwungene Wunsch ist.
1. Aus – Früh aufstehen ist immer anstrengend – wurde:
frühes Aufstehen erhöht die Qualität meines Tages.
2. Aus – Sport und Training am Morgen ist anstrengender als am Abend – wurde:
Frühsport am Morgen ist meine Zeit die nur mir gehört.
Auch war ich lange Zeit der Meinung, ich müsste ohne Wenn und Aber morgens Frühstücken. Egal ob ich trainieren würde oder nicht. Das ich nicht in der Lage bin, lange Ausdauereinheiten nüchtern durchzuführen und das es ohne Brot, Nudeln und Milchprodukte nichts mehr gibt, was ich essen kann.
Wer hat mir das alles nur eingetrichtert, das es so sein muss und nicht anders!?
Seit zwei Jahren (mitlerweile im Jahr 2019 sind es nun 7 Jahre) Frühstücke ich an 95% der Tage im Jahr nicht. Trainiere im Fitnessstudio grundsätzlich morgens und nüchtern und fange erst um ca. 13.00 Uhr an etwas zu essen. Basierend auf einem „unterbrochenen Fasten“ Konzept, welches 16 Stunden Fasten und ein 8 Stunden Essensfenster vorsieht. Manchmal baue ich auch Tage mit 24 Stunden Fasten ein.
Mit reiner Disziplin und ohne Leidenschaft und dem Glauben das es mir gut tut, ein undenkbares Konzept. Auf lange Sicht unmöglich durchzuführen.
Auch hier waren es kleine Dinge in den Gedanken, mit denen alles anfing. Ich habe nicht von jetzt auf gleich zu 100% alles geändert. Ich habe mit einzelnen Tagen begonnen, an denen ich mein Essensfenster ausgelotet habe. Ich habe mich herangetastet. Mit welchem Modell ich mich wohl fühle, ohne unter Druck zu geraten. Getreide und Milchprodukte habe ich Tageweise ausgelassen und mich mit alternativen Lebensmitteln beschäftigt. Bis ich irgendwann alle die beschrieben Dinge wegelassen habe, da ich es nicht mehr vermisste. Auch hier sind es auf das Jahr gesehen ca. 90%, an denen diese Lebensmittel einfach nicht zu meiner Ernährung gehören. Wenn ich meinen Plan für die Woche schreibe, tauchen sie in meinen Gedanken schon gar nicht mehr auf. Durch meine Liebe zu Kuchen und echter italienischer Pizza erreiche ich nicht ganz die 100% 🙂
3. Aus – Ich kann nicht nüchtern (ohne Mahlzeit vor dem Training) trainieren – wurde:
Ich bin nicht abhängig von zeitlich konditioniertem Hungergefühl und kenne die Signale meines Körpers.
4. Aus – Ich werde immer Hunger haben und kann daher nicht 24h fasten oder nach einem „unterbrochenen Fasten“ Konzept leben – wurde:
Ständige Nahrungsaufnahme reduziert nicht meine Leistung, sondern verleiht mir mehr Energie und mein Körper ist mir dankbar für diese Ruhepausen.
5. Aus – Ich kann nicht auf Getreide und Milchprodukte verzichten, was soll ich denn sonst essen – wurde:
Es gibt noch weit mehr Lebensmittel Jenseits von Getreide- und Milchprodukten, die meinem Körper möglicherweise nicht schaden, ihn Leistungsfähiger machen und wesentlich mehr Inhaltsstoffe und Vielfalt bieten.
Soviel schien mir zuerst undenkbar und unmöglich umzusetzen. Doch nun ist es möglich, weil ich in meinem Kopf etwas verändern konnte. Ich setze hier keine Daumenschrauben an mir selbst an. Wenn Geburtstag ist oder Weihnachten, dann gibt es Kuchen oder Kekse. Habe ich einen langen Lauf hinter mir oder einen Marathon „gewonnen“ ;), klar, dann esse ich meine Pizza. Bin ich in Italien, dann sowieso 🙂
Was ich damit sagen möchte, mit reiner Disziplin kann ich ein paar Wochen, vielleicht auch sogar ein Jahr hart mit mir sein und mir Nudeln, Burger und Pizza verbieten, mir tägliches Fasten und Training am Morgen aufzwingen. Die geistige Leistung die dafür benötigt wird, ist aber so immens, dass irgendwann der Punkt kommt, an dem es nicht mehr geht und man in alte Muster zurückfällt. Das Leben ausschließlich mit Disziplin zu lenken, ist meiner Meinung nach keine gute Möglichkeit. Sein Ziel zu erreichen und es zu halten, wird damit fast unmöglich.
Die für die Willenskraft benötige Energie kann für so viele schönere Dinge verwenden.
Disziplin ist wichtig um Veränderungen anzuschieben, an „schwachen Tagen“ an seinen Zielen festzuhalten.
Meiner Erfahrung nach bringen nur die vollständige Umstellung im Geist und der Glaube, dass es richtig ist, dass ich an etwas dran bleibe und dauerhaft umsetze.
Auf den Punkt gebracht:
Der eindeutige Sieger im direkten Duell Disziplin vs. Zeit lautet: die Zeit
Sich selbst Veränderungen aufzuzwingen, die im Geist kein Fundament haben, keine feste innere Überzeugung, führen über die Zeit definitiv zum Abbruch der angestrebten Veränderung.
Ich stelle mir immer diese Fragen:
Warum soll etwas verändert werden?
Was erhoffe ich mir von diesen Veränderungen?
Wie stelle ich mir mein Leben vor, wie sehe ich mich, wenn ich es erst verändert habe?
Sind es die eigenen Wünsche oder die Wünsche anderer?